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Ausgangsbetrachtung
Wunderwelt in Ninh Binh
Thailand/Koh Samet 13.8.2013
Die Ninh Binh Provinz südlich von Hanoi zieht die Besucher mit einer fantastisch schönen Landschaft als auch mit großartigen kulturellen Sehenswürdigen in ihren Bann. Die Provinzhauptstadt gleichen Namens ist zwar eine weitgehend uninteressante Industriestadt, sie ist jedoch bestens als Ausgangspunkt für Ausflüge ins nahe Hinterland geeignet. Wenige Kilometer weiter türmen sich Unmengen typisch vietnamesischer Karstkegel in vielen Formationen auf. Eine eigens gebaute autobahnmäßige sehr breite Straße ohne nennenswerten Verkehr erschließt die wichtigsten Attraktionen. Es fiel mir somit leicht, das wunderbare Gebiet zu erkunden. Zu diesem Zweck mietete ich ein Motorbike, welches mir gleich ins Hotel, das inmitten von Reisfeldern liegt, gebracht wurde und los ging die Reise. Der Frust von Cat-Ba war verflogen und mein Tatendrang groß. Zudem fühlte ich mich im Hotel äußerst wohl, alles funktionierte, es gab ein Fitnesscenter und das Personal war freundlich. Das Frühstücksbuffet war großartig, ich genoss es bis zur letzten Minute. Man erklärte mir beim ersten Mal den Anfahrtsweg zur Verbindungsstraße, die nahe beim Hotel ihren Ausgang nahm.

Nach wenigen Minuten bewegte ich mich schon innerhalb einer unglaublich schönen Welt, voll mit bewaldeten Karsthügeln. Fast eineinhalb Stunden fuhr ich in dieser Landschaft spazieren, ständig nach neuen Fotomotiven Ausschau haltend, was aber ganz leicht fiel. Dann hatte ich mein Ziel erreicht. Es handelte sich um den Chua Bai Dinh, einen bombastischen neuen buddhistischen Tempelkomplex. Schon von der Ferne sah ich eine turmartige hohe Pagode, die das monströse Bauwerk, das sich über einen runden Karsthügel erstreckt, ankündigte. Das Ausmaß der Anlage war so groß, dass ein eigener Shuttle-Service die Besucher geordnet zum Eingang führte. Es stand wieder einmal ein Gewitter bevor, doch bei den ersten Regentropfen war ich diesmal schon im Inneren. Zwei schöne Portale und ein Teich samt Steinmauer markierten den breiten Weg zum Eingang. Von dort kann man die Anlage entweder auf der linken oder der rechten Seite symmetrisch erkunden. Es führen jeweils überaus lange den Hang hinauf gebaute kreuzgangähnliche Gänge vorbei an hunderten Figuren erleuchteter Buddhisten zur Phap-Chu Pagode. Am Weg liegen weitere Tempel zwischen den beiden Gängen in einem schönen Garten. Eines dieser Gebäude beherbergt eine 36 Tonnen schwere Glocke, die im Jahr 2006 in Hue gegossen wurde. Sie ist die größte in Vietnam. Selbstverständlich ist alles Bauwerk reichlich dekoriert und verziert, es fehlt an Nichts. In den Gängen und an speziellen Sammelstellen liegen bündelweise kleinere Banknoten vietnamesischer Dongs.
Der Wind treibt sie dann in alle Richtungen davon, ein seltsames Schauspiel. Die große dreistöckige Phap-Chu Pagode stellt den Kern der Anlage dar. In diesem gewaltigen Tempel steht ein zehn Meter hoher, 100 Tonnen schwerer vergoldeter Buddha, der von zwei weiteren vergoldeten Buddhafiguren flankiert wird. Zusammen mit den tollen Lichteffekten und all den anderen Figuren samt Riesenvasen, Glocken und sonstigem Dekor gibt das Tempelinnere ein wahrlich erhabenes Bild ab. Ich musste zweimal hineingehen, um die Größe aufnehmen zu können. Auf der anderen Seite des Hügels geht die Tempelanlage weiter, befindet sich aber teils noch in der Bauphase. Auch die schätzungsweise an die fünfzig Meter hohe dreizehnstöckige Turmpagode war noch eine Baustelle. Ich verbrachte mehr als zwei Stunden in dem Riesenkomplex und staunte, was Menschen alles entwerfen können. Soweit ich informiert war, finanzieren sich alle diese Tempelanlagen in Vietnam ausnahmslos durch Spenden, eine weitere unglaubliche Besonderheit. Als ich wieder im Freien war, hatte auch der Regen endgültig aufgehört und die späte Nachmittagssonne zeichnete ein ganz neues Bild der Hügelwelt. Obwohl ich den gleichen Weg zurück nahm, schaute nun alles ein wenig anders aus. Abends nützte ich noch den Fitnessraum und genoss ein herrliches Abendbuffet im Hotel. Fein, dass mir Vietnam jetzt auch eine andere Seite präsentieren konnte.

Der nächste Tag, es war der 15. Juli, stand im Zeichen der vielen Kalksteinformationen, die sich aus den grünen Reisfeldern erheben. War ich am Vortag noch zu Lande unterwegs, tauschte ich an diesem Tag mein Fortbewegungsmittel gegen ein Ruderboot. Mit dem Bike fuhr ich nach Tam Coc, was „Drei Höhlen“ bedeutet, und bestieg ein Ruderboot. Eine zarte Bootsführerin, die ihr Boot geschickt mit den Füssen rudern konnte, entführte mich bei dieser ruhigen Fahrt flussabwärts in die einsame Welt der aus dem Wasser ragenden Karstkegel und der drei Höhlen. Im Vorfeld war ich bereits vor den aufdringlichen Getränkeverkäufern, Kunsthandwerkern und diversen Straßenhändlern gewarnt worden. Bislang war ich nicht sonderlich belästigt worden. Es war ein günstiger Tag für meinen Ausflug, denn es war Wochenbeginn und daher wenig Einheimische unterwegs und zudem das Wetter stark bewölkt, was mangels Schatten aber nur einen Vorteil darstellte. Tam Coc erstreckt sich über mehr als 2 km am Ngo-Dong Fluss und strahlt eine unwirkliche landschaftliche Schönheit aus. Während der ca. eineinhalb stündigen Bootsfahrt kamen wir auch durch die drei berühmten Höhlen, die zwischen 45 und 127 m lang sind. Am Wendepunkt bei der letzten Höhle wartete eine Reihe von Bootsverkäuferinnen auf die Touristen, um diese aufzufordern für sich selbst und die Bootsführerin Getränke und Speisen zu
überhöhten Preisen zu kaufen, ein fauler Trick. Ich lehnte dankend ab und wir starteten die Rückfahrt. Die Fahrt mit dem Ruderboot war tatsächlich ein tolles Erlebnis, denn man kam dieser zauberhaften Gegend sehr nahe, und es war bis auf paar wenige weitere Boote sehr ruhig. Die zarte Vietnamesin versuchte ständig durch irgendwelche „Sonderleistungen“ meine Aufmerksamkeit zu erregen, einmal wollte sie mich fotografieren, dann erklärte sie mir dies oder jenes, was ohnehin selbstverständlich schien. Ich kannte jedoch in der Zwischenzeit meine Pappenheimer und ließ mich nicht hinreißen, denn sie tun nichts, ohne dafür nicht Geld zu verlangen. Als die schöne Fahrt zu Ende war, versuchte sie, mir auf aufdringliche Art und Weise Trinkgeld abzupressen. Ich stieg aus, ignorierte sie und verließ die unangenehme Stätte auf schnellstem Weg. Bedauerlicherweise hatten meine Ratgeber mit ihren Hinweisen Recht behalten.

Wenige Kilometer nördlich von Tam Coc liegt die Bich-Dong Pagode, eine Gruppe mehrerer kleiner Höhlentempel. Ich hatte sie mit dem Motorbike schnell ausfindig gemacht, das Bike gegen eine geringe Gebühr geparkt und war schon unterwegs zur unteren Pagode. Dieser erste Tempel liegt am Fuß des steilen Karstkegels. Die beiden anderen Tempel befinden sich jeweils einige dutzend Höhenmeter weiter oben. Das Besondere an dieser kleinen schmucken Anlage sind nicht die Tempel, sondern die Lage und der unglaubliche Ausblick auf die umliegenden Reisfelder. Innerhalb der beiden oberen Höhlentempel sorgten Weihrauch und ein paar Statuen für die entsprechende religiöse Atmosphäre.
Eine große Gruppe Jugendlicher drängte hinter mir johlend und schreiend den steilen Aufstieg hinauf. Wir hatten die Tempel längst passiert, jetzt ging es nur noch darum, die Spitze des Kegels zu erklimmen. Der Aufstieg gestaltete sich schwierig und steil, dennoch stiegen viele der jungen Vietnamesen den Berg scheinbar mühelos hinauf. Oft trugen sie nur einfache Beach-Sandalen. Ganz oben wurde es eng und steil abfallend auf allen Seiten, das war für mich der Platz zum Verweilen, weiter hinauf wollte ich nicht. Ich war eingekeilt von der Masse, die teils noch ganz hinauf kletterte, was sehr beeindruckend war. Ehrlich gesagt hätte ich mich nicht gewundert, wenn da etwas passiert wäre, aber glücklicherweise ging alles gut aus. Die Burschen und Mädchen waren freundlich und wir machten gegenseitig Fotos, einige wollten auch ein Foto mit einem Europäer. Der Weg hinunter war dann noch mühsamer als der Aufstieg und ich war glücklich, als ich wieder ebenen Boden unter den Füssen verspürte. Das Herumklettern auf den steilen und spitzen Karstkegeln war mir schon im Cat-Ba Nationalpark ein wenig unangenehm gewesen. Die zahlreichen tollen Fotoaufnahmen entschädigten mich aber für die großen Anstrengungen. Langsam fuhr ich danach durch die schöne Landschaft in mein Hotel zurück und genoss die Annehmlichkeiten. Eine Hotelmitarbeiterin bot sich mir für den nächsten Tag als Reiseführerin gegen ein kleines Entgelt an, was ich gerne und dankend annahm. Wenn man mit Einheimischen unterwegs ist, erfährt man Dinge über Land und Leute, die einem sonst verborgen geblieben wären.

Wie vereinbart traf ich meine Reiseführerin am nächsten Morgen in Ninh Binh und wir brachen in Richtung Mua-Höhle auf. Im Grunde ist diese Höhle wenig beeindruckend und das wahre Motiv für den Besuch ist der geniale Ausblick vom Karsthügel darüber. Die Höhle ist am Ende einer Straße zwischen Reisfeldern versteckt und so gut wie nicht ausgeschildert. Ich hätte sie ohne meine Begleitung nicht gefunden. Das Wetter passte gut zur Gegend, es war wieder mystisch neblig und von den entfernteren Bergen waren meist nur die Umrisse zu erkennen. Dennoch war der Aufstieg über eine mit Ziegenkot verschmutzte Steintreppe sehr schweißtreibend. An die 450 Stufen sind angeblich bis zum Gipfel zu überwinden. Oben angekommen gelangt man zu einem einfachen Altar für die Göttin der Barmherzigkeit. Der unglaubliche Rundblick von der Spitze war nicht zu toppen. Ich sah nochmals die unwirklich wirkende Landschaft dieser Provinz im Nebel von ganz oben und es wirkte wie eine Szene aus „König Arthur und die Tafelrunde“. Die dunklen Karstspitzen spiegelten sich im Wasser der Reisfelder, was das Bild nochmals veränderte. Auch den Ngo-Dong Fluss, auf dem ich Vortags mit dem Ruderboot unterwegs war, konnte ich erkennen. Nach dem Abstieg, den ich mehr fürchtete als das Aufsteigen, setzten wir unsere kleine Reise nach Hoa Lu fort.

Hoa Lu war während der Dinh-Dynastie und der frühen Le-Dynastie zwischen 968 und 1009 die vietnamesische Hauptstadt. Der Standort im Süden Hanois wurde gewählt, um auf diese Weise möglichst viel Abstand zwischen Vietnam und China zu legen. Die Stätte präsentierte sich nicht sonderlich spektakulär, es gab noch zwei Tempel und ein paar interessante Eingangstore zu besichtigen. Der erste Tempel ist der Dinh-Dynastie geweiht und in seinem Inneren sah ich Bronzeglocken und Statuen des Kaisers Dien Tien Hoang mit seinen drei Söhnen.
Der zweite Tempel ist dem Monarchen Le Dai Hanh geweiht und beinhaltet neben Trommeln, Gongs auch Waffen und Statuen des Königs mit der Königin und ihrem Sohn. Wir verweilten etwa eine Stunde auf dem historischen Areal, ehe wir uns in Richtung Ninh Binh zurück bewegten. Die Stadt liegt knappe 15 km südöstlich von Hoa Lu und die kurze Distanz auf der breiten Touristenstraße war schnell erledigt. Ohne Motorbike oder Taxi wäre man in dieser Gegend allerdings verloren, denn es fahren keine öffentlichen Verkehrsmittel. In Ninh Binh führte mich die Reiseführerin auf meinen Wunsch zu einem Pedikür-Salon, der aber in Sachen Qualität bei weitem nicht mit österreichischen Pendants mithalten konnte. Die sehr hübsche Vietnamesin dürfte sich ihr Handwerk selber beigebracht haben, denn sie zwickte mich mehrmals mit der Schere in die feine Haut neben den Nägeln. Von der Qualität ausgebildeter österreichischer Kosmetikerinnen konnte ich in diesem Fall nur träumen, davon war sie meilenweit entfernt. Vor dem Salon stand wieder ein buntes Zelt einer Hochzeitsgesellschaft, die ich überall in Vietnam gesehen hatte und die mir so gut gefielen. Mit diesen Erlebnissen neigte sich mein Aufenthalt in dieser schönen Provinz dem Ende zu, denn am nächsten Morgen würde ich zurück nach Hanoi aufbrechen. Ich muss zugeben, dass ich es an diesem Ort noch den einen oder anderen Tag länger ausgehalten hätte, zumal es noch ein paar interessante Attraktionen zu bestaunen gäbe.

Die Rückreise nach Hanoi erfolgte wie die Anreise aus Hai Phong mit dem lokalen Bus. In so einem Bus kann man schon allerhand erleben. Da zeigen sich die Vietnamesen leider häufig von ihrer unangenehmen Seite. Abgesehen davon, dass es wie überall laut ist und die Air-Condition auf einem gesundheitsgefährdenden Niveau läuft, hat man nicht das Gefühl als Kunde König zu sein. Die Busbegleiter, welche die Tickets verkaufen und irgendwelche undefinierbaren sonstigen Aufgaben wahrnehmen, sind meist ruppig und unfreundlich. Das Gepäck wird je nach Bedarf wild herumgeladen und öfters musste ich dagegen energisch auftreten. Wenn der Bus voll ist, kann es so richtig ungemütlich werden.
Da wird man angerempelt, angerülpst oder angehustet ohne irgendeine Entschuldigung, Benehmen der miesesten Kategorie kommt immer wieder einmal vor. Wenn man sich nicht wehrt, bleibt man über. Exakten Fahrplan dürfte es keinen geben, denn der Bus bleibt einfach stehen, wenn dem Fahrer oder einem „wichtigen“ Passagier danach ist. Dann wird geraucht, neben die Straße gepinkelt oder irgendein Müll in den Graben geworfen. Das habe ich alles erlebt und es hat nicht immer Spaß gemacht. Immerhin sind wir nach geraumer Zeit in irgendeinem Busbahnhof in Hanoi angekommen. Ich stand wieder einmal mit meinem Gepäck da, umringt von dutzenden Anbietern von „Fahrgelegenheiten“. Leider wusste ich nicht, wo in Hanoi ich war, daher war es schwierig, einen fairen Fahrpreis festzulegen. Ich hörte mir alle Angebote an und wies sie ebenso schnell gleich wieder zurück. In der Zwischenzeit kannte ich ihre üblen Tricks und wusste, wie ich sie knacken konnte. Ich nannte eine Zahl und ging weiter. Viele gingen weg, doch ein paar folgten mir immer. Mit einem Motorbiker verhandelte ich alles detailliert aus und schon waren wir in Richtung meines mir schon bekannten Skylark Hotels unterwegs. Dort angekommen, entspannte ich mich bis zum Abend und wartete auf die Ankunft meiner Freundin, die ich mehr als drei Monate nicht gesehen hatte. Sie würde mit mir jetzt einen Monat lang durch Vietnam, Laos und Thailand reisen. Darauf freute ich mich schon sehr.

Gleich am nächsten Morgen schleppte sie mich durch die ganze Altstadt bis hinunter zum Hoan-Kiem See, zum Ngoc-Son Tempel auf der Insel im See und in den Dong-Xuan Markt. Das hatte ich natürlich schon alles teils mehrfach gesehen, doch ich hatte versprochen, ein geduldiger Führer zu sein. Zum Glück mischten sich ein paar neue Attraktionen dazwischen wie die St. Joseph Kathedrale in der Nähe des Hoan-Kiem Sees. Diese auffällige neugotische Kirche, die im Jahr 1886 fertiggestellt wurde, hatte ich bisher übersehen. Sie steht auf einem kleinen Platz in der Altstadt und weist eine imposante Fassade mit Zwillingsglockentürmen auf. Im schönen Inneren steht ein kunstvoller rot-goldener Altar und die hohen Fenster sind aus Buntglas. Fast hätten wir den kleinen geöffneten Seiteneingang nicht gefunden, wo uns der Messner Einlass gewährte. Ich war froh, dieses kleine Juwel in der Altstadt noch entdeckt zu haben. Die Hauptattraktion des Tages war zweifellos der Besuch des Wasserpuppentheaters in Hanoi, gleich neben dem Hoan-Kiem See. Diese faszinierende mindestens tausend Jahre alte Tradition stammt aus Nordvietnam und hier gibt es auch die besten Vorführungen. Ich selbst hatte schon in Saigon gemeinsam mit Phuoc eine wunderbare Aufführung genossen. Die Bühne besteht aus einem hüfthohen Wasserbecken, in dessen dunklem Wasser sich die Mechanismen der Holzpuppenbewegung verbergen. Die mit glänzender Naturfarbe bemalten Puppen sind bis zu 50 cm groß und an die 15 kg schwer. An jeder Vorführung wirken elf Puppenspieler mit, die eine mindestens dreijährige Ausbildung absolviert haben.
Früher war das Wissen um die besonderen Fähigkeiten der Puppenspieler geheim und wurde nur von Vater zu Sohn weitergegeben. Eine Aufführung stellt ländliche Schauplätze und Legenden dar. Die musikalische Begleitung erfolgt durch eine Kapelle mit hölzernen Flöten, Tonstäben, Trommeln, einem Bambus-Xylophon und Zithern mit nur einer Seite. Meine Freundin war begeistert und auch mir gefiel die wunderbare musikuntermalte Vorstellung sehr gut. Danach stärkten wir uns in einer der guten Konditoreien Hanois. Kurz vor dem Hotel machten wir noch einen Abstecher zu meiner „Wäscherei“, die sich hinter einem finsteren schmutzigen Gang versteckte. Gewisse Dinge hier musste man sehen, sonst hätte man sie kaum glauben können. In einer Art versperrtem „Verließ“ wohnte hier offenbar eine ganze Familie und betrieb mit zwei Waschmaschinen dieses Service. Es grenzt an ein Wunder, diesen Platz je gefunden zu haben.

Unser Marschpensum war schon enorm und die Füße schmerzten, aber einen weiteren Tag musste ich noch durchhalten. Diesmal ging es westlich der Altstadt vorbei am Regierungspalast zum riesigen Ho-Chi-Minh Mausoleumskomplex mit all den angrenzenden Sehenswürdigkeiten. Der Vorplatz war diesmal nicht gesperrt und wir konnten uns von vorne ganz nahe an das Mausoleum annähern. Wir hatten das Glück, eine Wachablöse miterleben zu können, ein nettes Spektakel in weißen Uniformen. Weiter ging es nochmals zum Literaturtempel, wo ich im Garten draußen wartete und von dort zum Flaggenturm, zum Leninpark und zum Militärmuseum. Nach längerem Anmarsch und Suchen fanden wir schließlich auch die Botschafterpagode,
die ich auch noch nicht besucht hatte. Sie liegt ein wenig versteckt südlich der Altstadt und ist Hanois offizielles Zentrum des buddhistischen Glaubens. Im 17. Jahrhundert diente das Gebäude als Unterkunft für Botschafter buddhistischer Länder, woher offenbar auch ihr Name stammt. Derzeit leben in der Pagode etwa ein Dutzend Mönche und Nonnen. Das kunstvolle Gebäude hat einen Innenhof und im Nebengebäude befinden sich zahlreiche Studier- und Altarräume. Ich war froh, dieses Schmuckstück Hanois noch gesehen zu haben. Am Weg zurück durch die Altstadt bemerkten wir eine besondere Geschmacklosigkeit der Stadt. Es wurden gebratene Hunde am Spieß feilgeboten, einfach nur widerlich. Eigentlich war mir der Appetit vergangen, doch meiner Lieblingsbäckerei neben unserem Hotel konnte ich nicht widerstehen. Am Abend hieß es wieder Koffer packen, da wir einen Kurzausflug ins nordöstliche Vietnam nahe der chinesischen Grenze geplant hatten.
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